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Es gab in den bald 25 Jahren unseres Bestehens viele Abschiede von Autorinnen und Autoren, von Weggefährten – von unserem ersten Autor Fritz Beer, mit 94 Jahren, von Marga Minco, mit 103 Jahren, von Ludvík Kundera und Tomáš Radil, von Armin A. Wallas und Dieter Sudhoff. Alle haben ihren festen Platz in unserem Verlag, mit allen fühlen wir uns weiter verbunden. Tod und Sterben begleiten uns, zumal viele unsere Autoren und Autorinnen zu den Überlebenden der Generation gehören, die während der dreißiger und vierziger Jahre verfolgt wurde. Wir waren nie darauf gefaßt, daß der Tod sobald auch unseren Verlag, meine eigene Familie, unmittelbar treffen würde. Der Tod meines Bruder Markus Haacker, mit dem ich den Verlag zuletzt alleine geführt habe, hinterläßt eine schmerzliche Lücke, die immer wieder nach Worten sucht.

Sein Tod macht, über den persönlichen Verlust hinaus, das Verlegen schwerer als je zuvor. Dem abgerungen ist alles, was wir machen, jedes einzelne Buch. Daß zuletzt manches mehr Zeit brauchte, als wir uns das alle gewünscht hätten, liegt mit an den Folgen dieser traurigen Erfahrung. Dafür bitte ich um Nachsicht.

Das Büchermachen bedeutet aber auch Halt. So bin ich fest entschlossen, den seit 2002 gemeinsam beschrittenen Weg nun allein fortzusetzen nach Kräften. Auch als Vermächtnis von Markus Haacker – dankbar dafür, wie er sich bald die Hälfte seines jungen Lebens immer wieder für das gemeinsame Ziel eingesetzt hat, in guten wie in schweren Zeiten, auch aus Verantwortungsgefühl für alle Autoren und Autorinnen, für die der Verlag steht.

Jedes Echo auf unsere Bücher hilft dabei, weiter in diesem Sinne zu wirken. Dafür möchten wir uns bedanken.

Christoph Haacker

Einen persönlichen Nachruf auf Markus Haacker können Sie hier herunterladen [PDF, 1,4 MB]

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Das Herbstprogramm 2023 bietet – teils schon ab dem Sommer – vieles, wofür der Arco Verlag steht:

Jüdische Literatur – so Nowolipie von Józef Hen, der sich anschickt, den Kreis unserer über 100jährigen (Marga Minco und Peter Demetz) zu erweitern.

Avantgarde, prägende literarische Moderne – so mit Ma Yuan und Eugène Ionescos Elegien für kleine Wesen.

Ukrainische Literatur – (auch) im Zeichen des Krieges und der Bedrohung machen wir nach Artem Tschech weiter mit diesem Land und seiner Literatur vertraut, nun mit Dichtung der Verdammten, ausgewählt von Oswald Burghardt alias Jurij Klen.

Deutschsprachige Gegenwartsliteratur – zu zuletzt Marko Martin und Alban Nikolai Herbst, Dorothea Dieckmann und Helmut Schulze gesellt sich nun mit Märzember als Autor Felix Philipp Ingold, bisher bei uns als Übersetzer aus dem Russischen.

Wissenschaft Judentum und Psychotherapie: dieses erste Zusammendenken beider Sphären verspricht ein starkes Echo.

Überraschungen, Horizonterweiterungen, auch für uns selbst – mit Darryl Pinckneys Black Deutschland erweitern wir das Spektrum um eine markante, heutige Stimme der afro-amerikanischen Literatur, Anknüpfung an unsere Berlin-Bücher wie von Paul Gurk oder Ludvík Kundera, zugleich queere Literatur, wie zuletzt bei uns Claude Cahun, James Hanley und Hagar Olsson.

Mit Ma Yuans Drei Arten, Papierdrachen zu falten gehen wir auf eine Reise in völlig unvertrautes Terrain: Tibet und Nordchina. Und können uns kaum losreißen von diesen dichten Erzählungen, einem Stück Weltliteratur aus Fernost.

Marko Martins Brauchen wir Ketzer? Stimmen gegen die Macht aus der Jahresmitte steht gerade jetzt im Blickpunkt, und ich kann nur dafür werben, es zu lesen und darauf hinzuweisen. Diese Portraits kritischer Intellektueller sowie großer Erzählerinnen und Erzähler geben, wenn wir nur wollen, der deutschen Literatur etwas Verschollenes, fast Verlorenes zurück. Jüdische Literatur, Exilliteratur – und ihre denkerischen Impulse auch für unsere Zeit.

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Es ist so weit. Kräftig angewachsen auf fast 500 Seiten, wird Marko Martins druckfrisches Buch Brauchen wir Ketzer. Stimmen gegen die Macht am 14. März im traditionsreichen Buchhändlerkeller in Charlottenburg vorgestellt. Wir lassen es uns selbst nicht nehmen, bei diesem besonderen Abend dabeizusein und Marko Martin im Gespräch mit Axel Haase – und dann bei der Lesung ausgewählter Passagen aus seinen Portraits kritischer Intellektueller – zu erleben.  

14.3. 2023. Buchhändlerkeller, Carmerstr. 1, 10623 Berlin. 20 Uhr.

Zur Veranstaltungsankündigung beim Buchhändlerkeller.

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Nullpunkt
»Nullpunkt« – das bezeichnet die Demarkationslinie, die in der Ostukraine die ukrainische Armee von separatistischen Kämpfern aus dem Gebiet der abtrünnigen »Volksrepubliken« trennt. Der junge Kiewer Autor Artem Tschech lernte diese Front 2015/2016 kennen – und seine Verwandlung in einen Soldaten. Mehr lesen ...
ISBN 978-3-96587-044-4
September 2022
200 Seiten
20,00 € / SFr 22,00
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Blindekuh
Robert Neumanns erstmals deutsch edierter Exilroman »Blindekuh« ist verwandt mit seinem berühmten »Die Kinder von Wien.« Nach dem »Anschluss« Österreichs gerät ein lebensmüder Geschäftsmann in den Bann eines Mädchens. Als er sie wie ein Vater verzweifelt zu schützen sucht, wird er den Nazis zum »Juden«. Mehr lesen ...
ISBN 978-3-96587-036-9
April 2023
500 Seiten
25,00 € / SFr 29,00
Pariser Nächte - Парижские ночи
Paris war ab Mitte der 20er Jahre bis zum Zweiten Weltkrieg die Hauptstadt der russischen Diaspora. Dort, in »Russkij Montparnasse«, entstand eine Lyrik, wie sie in der Sowjetunion schon bald nicht mehr gewünscht war. Diese zweisprachige Anthologie präsentiert 100 moderne russische Exilgedichte. Mehr lesen ...
ISBN 978-3-96587-026-0
April 2023
270 Seiten
25,00 € / SFr 28,00
Fragmente aus einem gefundenen Notizheft - Fragmente dintr-un carnet găsit
Mihail Sebastians Rang als einer der wichtigsten Autoren der rumänischen Moderne machten die posthum 1996 veröffentlichten Tagebücher schlagartig deutlich. Sein Debut (1932) gibt sich als Pseudo-Tagebuch: Fragmente aus einem gefundenen Heft enthüllen das Innenleben eines urbanen Menschen in Paris. Mehr lesen ...
ISBN 978-3-96587-035-2
April 2023
100 Seiten
15,00 € / SFr 18,00